Mit dem Schuljahr 2016/17 wird in Österreich erstmals eine Lösung für ein digitales Schulbuch mehr oder weniger flächendeckend eingeführt. Über die Schulbuchaktion wird den Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe II kostenlos ein Webzugang sowie eine App zur Verfügung gestellt, über die die meisten Schulbücher der Schulbuchaktion in digitaler Form auf verschiedenen Endgeräten abgerufen werden können.
Im Zusammenhang mit der Markteinführung des digitalen Schulbuchs im September 2016 wurde das Zentrum für Lerntechnologie und Innovation (ZLI) der Pädagogischen Hochschule Wien vom Bundesministerium für Bildung (BMB) beauftragt, eine exemplarische Studie zu didaktischen Einsatzmöglichkeiten zu erstellen.
Weiterführende Projektinformationen
Kontakt: zli@phwien.ac.at Ansprechperson: Mag. Martin Sankofi, MSc
Ziel der Studie ist es, in Zusammenarbeit mit E-Learning-erfahrenen Lehrkräften einzelne Kapitel verschiedener Fachgegenstände aus digitalen Schulbüchern im Unterricht einzusetzen und ergänzende Beispielmaterialien (als Open Educational Resources) zu erstellen. Aus den Erfahrungen werden didaktische Empfehlungen abgeleitet werden, wie die digitalen Schulbücher eingesetzt und in Verbindung mit anderen E-Learning-Aktivitäten verwendet werden können.
Die kurze Pilotstudie verfolgt zwei Hauptziele. Zunächst soll aus didaktischer Perspektive – unabhängig von technischen Details der digitalen Schulbücher – deren Praxistauglichkeit erprobt werden. Welchen Mehrwert bietet die digitale Variante neben dem gedruckten Buch zum Erreichen der Lehr-/Lernziele? Welche Einsatzmöglichkeiten bieten sich auf verschiedenen Endgeräten, direkt im Unterricht oder beim selbständigen Lernen zu Hause? Welche didaktischen Szenarien lassen sich gut umsetzen? Wie lassen sich die eBooks mit anderen E-Learning-Aktivitäten kombinieren? Welche Funktionen und Möglichkeiten vermissen digital-kompetente und didaktisch versierte Lehrpersonen? Dieser Teil der Studie mündet in einen Bericht mit didaktischen Empfehlungen für den Einsatz digitaler Schulbücher.
Das zweite Hauptziel ist die Erstellung einer kleinen Sammlung von ergänzenden Beispielmaterialien aus Unterrichtsstunden, die mit digitalen Schulbüchern durchgeführt wurden. Die Unterrichtsmaterialien entstehen als OER-Materialien (Open Educational Resources) und werden auf dieser Webseite unter einer Creative-Commons-Lizenz bereitgestellt. Sie können anderen Lehrkräften als Anregung dienen.
Aufgrund des kurzen Projektzeitraums der Studie (von August 2016 bis Dezember 2016) muss die Studie exemplarisch bleiben, das heißt sowohl die didaktischen Empfehlungen als auch die entstehenden Begleitmaterialien sind als einzelne Anregungen und Beispiele zu sehen, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können.
Die Studie kann jedoch Möglichkeiten aufzeigen, in welcher Form eine breitere Evaluation angelegt sein könnte, und welche Aspekte in der Weiterentwicklung von digitalen Schulbüchern einzubeziehen wären. Sowohl die Sammlung didaktischer Empfehlungen als auch die der Materialien wird so angelegt, dass sie in einer Fortsetzung durch Einbeziehung weiterer Lehrerinnen und Lehrer kontinuierlich erweitert werden können. Dabei setzt das ZLI der PH Wien einerseits auf seine Erfahrungen und Netzwerke aus dem KidZ-Projekt des BMB, andererseits auf das Konzept des „Peer-Learnings“ von Schulen im eEducation-Austria-Netzwerk des BMB.
Ein weiterer Aspekt ist die Möglichkeit der Einbindung einer breiteren Community an Lehrkräften in der Erarbeitung an Einsatzmöglichkeiten von digitalen Schulbüchern über andere Kanäle („Community-Gedanke“). Da dies in dem kurzen Projektraum der Pilotstudie aber nur bedingt möglich ist, soll zumindest der Grundstein dafür gelegt werden.
Im Mittelpunkt der Forschungsmethodik des ZLI steht die Zusammenarbeit und Kommunikation mit den teilnehmenden Lehrkräften aus verschiedenen höheren Schulen Wiens. Eingebettet in zwei Workshops werden kooperativ die Empfehlungen erarbeitet, die zum Jahresende in einen Bericht münden. Die Materialien, die im Projekt entstanden sind, können auf dieser Plattform eingesehen werden.
Beispielideen für die Durchführung
● Lernaktivität intern: Es sollen Lernaktivitäten entstehen, die mit den derzeit zur Verfügung gestellten Werkzeugen der digitalen Schulbücher realisiert werden können.
● Lernaktivität extern: Ausgehend von einer didaktischen Analyse entsteht zu einer spezifischen Lernaktivität ein Einsatzszenario, das auf verschiedene Schulbücher angewendet werden kann. Diese Lernaktivität kann z. B. mit externen Werkzeugen wie Kahoot oder Quizlet realisiert werden.
● Lernaktivität plus: Es sollen Empfehlungen für Lernaktivitäten entstehen, die mit den digitalen Schulbuchreadern allein noch nicht möglich, bei einer Weiterentwicklung aber sinnvoll wären. Mögliches Beispiel: Einsatzszenario für einen Schulbuchreader mit integriertem Wörterbuch (vgl. beispielsweise Amazon Kindle).
● eBook in Action Lesson Plan: Zu einem spezifischen Kapitel eines konkreten Buchs aus dem digitalen Schulbuchregal entsteht eine Unterrichtsreihe mit konkreten Einsatzszenarien.
● eBook in Action Concept: Es sollen didaktische Konzepte entstehen, in denen Lehrkräfte die digitalen Schulbücher mit Mehrwert nutzen können (z. B. “Flipped Classroom”-Konzept).